Berlin-Angermünde-Berlin

21. Oktober 2023, 5 Uhr, der Wecker scheppert. Ich wälze mich aus dem Bett.

5:30 Uhr, frisch geduscht, gefrühstückt und in die Fahrradklamotten geschlüpft.

5:45 Uhr, Fahrt mit dem Big Bro zum Bahnhof Südkreuz

6:23 Uhr, der RE3 rollt auf Gleis 6 ein und ich entere mit anderen Teilnehmer:innen das Fahrradabteil. Auf den nächsten Stationen steigen immer wieder Menschen in Fahrradklamotten zu, sodass ab Gesundbrunnen das Fahrradabteil, in dem auch mein Rad steht, angefüllt ist mit Fahrrädern der verschiedensten Farben, Materialien und Herstellern nebst den Fahrer:innen.

6:53 Uhr, der RE3 erreicht Bernau und spuckt alle Fahrradfahrer:innen, die als Ziel Börnicke, dem Startpunkt der diesjährigen Ausfahrt Berlin-Angermünde-Berlin haben, aus.

Es ist nebelig und es nieselt ganz, ganz fein als wir nach einer kurzen Fahrt durch die Nacht das Gelände der Brauerei in Börnicke erreichen. Wir sind nicht die Ersten und auch nicht die letzten, die dort eintrudeln. Es werden immer mehr Bekloppte, die sich auf die Rundreise über 150 km, wie ich, oder 200 km begeben wollen.

Aber zuerst steht noch die Anmeldung mit Ausgabe der Startnummer und Stempelkarte auf dem Programm. Schnell noch ein Stück lecker Kuchen zur Stärkung gegessen, jede Menge alte Bekannte begrüßt, das Big Bro ein letztes Mal durchgecheckt und das Navigationsgerät aktiviert. Es gibt auf Veranstaltungen dieser Art einen harten Kern von Teilnehmer:innen, denen ich immer wieder gerne begegne und jedes Mal ist die Freude groß wenn wir uns wiedersehen. So auch diesmal.

Ich bin ja bereits letztes Jahr mitgefahren. Diesmal führte der Rundkurs in die entgegengesetzte Richtung und ich hatte das Gefühl, dass es diesmal angenehmer und flüssiger zu fahren war. Von Börnicke ging es diesmal über Plattenwege nach Hohenfinow und dem Schiffshebewerk zum Checkpoint I, dem Hofladen in Brodowin bei Kilometer 49. Nach weiteren 20 km erreichte ich den Checkpoint II, das Marktcafé in Angermünde, und gleichzeitig Wendepunkt der Strecke. Bei Kilometer 113 erreichte ich das Kaffeehaus Gustav in der Altstadt von Eberswalde. Es war Checkpoint III. Jetzt waren es nur noch schlappe 37 km bis zum Ziel in Börnicke. Die letzen Kilometer durch den Wald und über die Feldflur musste ich mit Licht fahren.

Nach, wenige Minuten unter 10 Stunden, meiner anvisierten Fahrzeit, erreichte ich überglücklich das Ziel, wo ich jubelnd empfangen wurde. Ich war nicht der letzte Finisher und nach einer alkoholfreien Siegerbier – in meiner Atersgruppe bin ich immer Erster – machte ich mich auf den Weg zurück nach Berlin. Zu erst mit dem Fahrrad nach Bernau, von dort mit dem RE3 zurück nach Berlin und die letzten Kilometer wieder mit dem Big Bro nach Hause. Müde, glücklich, zufrieden und frisch geduscht bin ich um 22 Uhr ins Bett gefallen, sofort eingeschlafen und erst am Sonntag um 10 Uhr aufgewacht.

Wie schon letztes Jahr, war auch die diesjährige Rundfahrt Berlin-Angermünde-Berlin wieder perfekt vom RSV Steppenwolf organisiert. An allen Checkpoint, sassen nette Menschen, die immer einen flotten Spruch drauf hatten, es gab die Möglichkeit etwas zu trinken oder zu essen oder auch nur Wasser für die Trinkflaschen. Die Streckenführung war ein Traum, wenn auch knüppelhart. Unmengen an historischen Kopfsteinpflaster der haarigsten Prägung mussten befahren werden. Jede Menge tiefe Pfützen mussten umkurvt oder durchfahren werden. Schön war auch, dass ich immer wieder auf die Teilnehmer:innen der 200er Runde traf, die mich überholten.

Nach den Regentagen der letzten Zeit schien sogar gegen 16 Uhr, für mich kurz vor Eberswalde, die Sonne und es wurde angenehm warm.

Nach den Regentagen der letzten Zeit schien sogar gegen 16 Uhr, für mich kurz vor Eberswalde, die Sonne und es wurde angenehm warm.

P.S. Anmerkung zu den Fahrer:innen: Nun bin nicht unbedingt mehr der Schnellste. Mit ein bisschen mehr als 69 Jahre auf dem Buckel und drei Herzinfarkte später setze ich mir auch keine Rekordmarken als Ziel. Wichtig ist für mich die Ausfahrt in der mir vorgegebenen Zeit zu absolvieren. Es gibt jedoch jüngere, schnellere Fahrer, ja es sind ausschliesslich Männer, die beim Überholen kritische Situationen generieren. So musste ich einmal in die Wiese ausweichen, da der Überholende mit extrem geringen Abstand in einer Kurve, die er nicht einsehen konnte, sich an mir vorbei quetschen musste und genau vor mir eine Wasserfläche sich auftat, so dass ich nach rechts auf eine Wiese ausweichen musste um einen Zusammenstoß zu verhindern.

Der Großteil der Fahrer:innen verhielt sich allerdings rücksichtsvoll, meldeten sich mit „Rechts“ oder „Links“ an. So gehört es sich unter gleichgesinnten Radsportler:innen. Wir sind weder Gegner:innen noch Feindinnen oder Feinde. Wir wollen gemeinsam Spass am Radsport haben und die Natur geniessen.

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